Misguided Angel*1
Der Mai ist gekommen und überschüttet uns mit Liebe, Pheromonen und … Hagen Rether! Auch er hat – wie immer – die Liebe im Gepäck, allerdings schmerzt sie, geht unter die Haut und gräbt sich in den Verstand ein. Schlank, elegant, mit schwarzem Anzug, Augen und Haaren am Flügel sitzend, löst er im Publikum etwas aus, das einem die Nackenhaare aufstellen lässt. Ein schwarzer Engel, der mit seiner sanften Stimme und Art zu spielen die Leute gänzlich in seinen Bann ziehen kann. Worte und Melodien schwappen gleichmäßig über die Köpfe der Zuschauer hinweg und lullen sie ein. DOCH OBACHT: Genau hier liegt die Gefahr! Denn wenn man den Worten lauscht, versteht man die Tragik, den Schmerz gepaart mit der Komik. Hagen Rether ist ein Pathologe, mit scharfem Skalpell seziert er politische Zusammenhänge, soziologische Beobachtungen und rüttelt an zentralen Glaubenssätzen. Er verdreht Perspektiven, hängt die Zuschauer mental ans Kreutz und abverlangt assoziatives Mitdenken! Nur sitzen und konsumieren ist in diesem Programm mit regelmäßiger Überlänge nicht drin. Liebe im „Rether‘schen“ Sinne bedeutet Aufklärung, Mitgefühl und einen anhaltenden Kampf gegen die Doppelmoral der Gesellschaft.
„Wir können die Welt nicht retten? Ja wer denn sonst?!“ (H.R.)
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*1Song der Cowboy Junkies