Interview mit Herrn Clauser zur BOB 2025

Bereits vor vielen Jahren gab es in Langenfeld zahlreiche Schülerinnen und Schüler ohne Ausbildungsplatz. Die Agentur für Arbeit versuchte damals mit einer kleinen Messe gegenzusteuern. Herr Clauser erkannte das Potenzial und griff die Idee auf. Parallel stieß er auf eine Studie, die bereits frühzeitig einen Fachkräftemangel ab dem Jahr 2020 vorhersagte. Es war damals schon absehbar, wer in Rente gehen würde und wie viele junge Menschen nachkommen – so entstand die Idee, aktiv gegenzusteuern.

Herr Clauser schlug der Agentur für Arbeit vor, dass sie die Messe organisatorisch übernimmt, während er über sein Netzwerk in der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung die Unternehmen einbindet. Ziel war es, diese zu motivieren, über Bedarf auszubilden, um langfristig den Fachkräftemangel zu lindern. Einige Betriebe folgten seinem Aufruf – ein wichtiger Schritt.

Mit der Zeit zog sich die Agentur für Arbeit aus der direkten Verantwortung zurück. Herr Clauser organisierte die Messe zunehmend eigenverantwortlich – unterstützt von Praktikanten und Studierenden. 2010 wurde ihm bewusst, dass er allein ein hohes Haftungsrisiko trug. Die Lösung: ein ehrenamtlich geführter Verein, unterstützt von den Städten Langenfeld, Hilden, Monheim und Leichlingen. Seither wird die BOB vollständig ehrenamtlich organisiert.

Die Corona-Pandemie stellte die bisher größte Herausforderung dar: Drei Wochen vor der Messe musste diese abgesagt werden. In nur fünf Monaten wurde eine digitale Messe auf die Beine gestellt – inklusive Coachings für Schüler, Lehrer und Eltern. Daraus entwickelte sich das hybride Konzept: BOB Hybrid – eine Messe, die 365 Tage online verfügbar ist und jährlich als Präsenzveranstaltung stattfindet.

Das Ziel der BOB ist klar: Schülerinnen und Schüler mit Unternehmen zusammenzubringen und dem regionalen Fachkräftemangel entgegenzuwirken – egal ob digital oder vor Ort. Unterstützt wird das durch ein schulnahes Netzwerk, wo Freiwillige regelmäßig in Schulen gehen, um über die Vielfalt von rund 340 Ausbildungsberufen zu informieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Elternarbeit: In regelmäßigen Online-Elterntreffs erhalten sie Informationen und Einblicke in Ausbildungswege und Berufsbilder – teilweise nehmen bis zu 200 Personen teil.

Die BOB bietet auch digitale Speed-Datings, Workshop-Formate und eine Plattform für Praktikumsanfragen. Wichtig ist Herrn Clauser ein niederschwelliger Zugang: Interessierte Jugendliche sollen unkompliziert Kontakt aufnehmen können – ohne sofortige Leistungsnachweise. Auch Unternehmen sind aufgerufen, sich zu öffnen und durch moderne Kommunikationswege wie Social Media oder einfache Kontaktformulare ansprechbar zu sein.

In der Präsenzmesse 2025 werden etwa 100 Aussteller erwartet, online sind es rund 170. Die Schulen spielen bei der Vorbereitung eine zentrale Rolle. Mithilfe von Messe-Flyern mit Lageplänen und Ausstellerverzeichnissen sollen die Jugendlichen gezielt vorbereitet werden, um gut informiert in Gespräche zu gehen.

Herr Clauser blickt dennoch realistisch in die Zukunft: Die Digitalisierung in Deutschland schreitet langsam voran, die Berufsorientierung muss sich weiterentwickeln. Die BOB wird dabei weiter vorne mitspielen – u. a. mit einem KI-Tool auf der Website, das häufige Fragen beantwortet. Das Ehrenamt bleibt das Rückgrat der Veranstaltung, auch wenn der Aufwand stetig wächst. Was sich Herr Clauser von der Politik wünscht? Weniger Bürokratie, mehr Unterstützung fürs Ehrenamt und klare, machbare Rahmenbedingungen – zum Beispiel bei Themen wie Barrierefreiheit von Webseiten.