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Die Tradition der St.-Martins-Umzüge gehört in vielen Regionen Deutschlands – besonders am Niederrhein, im Rheinland und in Westfalen – zu den festen Bestandteilen des Jahreskalenders. Jedes Jahr im November ziehen Kinder mit bunten Laternen durch die Straßen, begleitet von Musik, Gesang und natürlich dem heiligen Martin hoch zu Ross. Doch woher kommt dieser Brauch eigentlich, und was steckt dahinter?
Die Wurzeln der Martinsumzüge liegen in der Lebensgeschichte des Heiligen Martin von Tours, der um 316 n. Chr. geboren wurde und später Bischof von Tours in Frankreich war. Berühmt wurde er durch eine einfache, aber tief symbolische Geste: An einem kalten Wintertag begegnete er einem frierenden Bettler. Martin, damals noch Soldat, teilte mit seinem Schwert seinen Mantel und gab dem Bedürftigen die eine Hälfte. Diese Tat der Nächstenliebe wurde zum Kern der Martinsverehrung.
Der 11. November ist der Gedenktag des Heiligen. Er fällt zudem in eine Zeit, die historisch von besonderer Bedeutung war: Das bäuerliche Wirtschaftsjahr endete, Pachtverträge liefen aus, und vielerorts wurden Steuern oder Naturalien abgegeben. Das Datum war also schon im Mittelalter mit Feierlichkeiten und Bräuchen verbunden.
Die ersten Martinsumzüge sind ab dem 16. Jahrhundert belegt. Kinder gingen mit Laternen und Gesang durch die Straßen, um an den Heiligen zu erinnern. Die Laternen hatten dabei eine doppelte Symbolik: Sie spendeten Licht in der dunklen Jahreszeit und erinnerten zugleich an das „Licht der Nächstenliebe“, das Martin in die Welt getragen hatte.
Der Brauch entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte weiter. Aus den kleinen Kinderumzügen wurden große Festzüge, die von Vereinen, Schulen, Kirchengemeinden und Städten organisiert werden. Typisch ist bis heute die Darstellung des Heiligen Martin auf einem Pferd, begleitet von Fackelträgern, Spielmannszügen und natürlich den singenden Kindern.
Ein fester Bestandteil vieler Umzüge ist die sogenannte Mantelteilung: Der als Martin verkleidete Reiter trifft auf einen Bettler, dem er seinen Mantel teilt – als szenische Darstellung der berühmten Legende. Häufig folgt im Anschluss ein Martinsfeuer, das die Gemeinschaft zusammenführt und symbolisch Wärme und Licht in die Dunkelheit bringt.
Auch das Martinssingen ist vielerorts üblich. Kinder ziehen mit ihren Laternen von Haus zu Haus und singen traditionelle Lieder wie „St. Martin ritt durch Schnee und Wind“. Als Dank erhalten sie Süßigkeiten, Gebäck oder kleine Geschenke.
Ein weiterer Brauch ist die Verteilung der Martinsgans oder der Weckmänner. Die Gans geht auf eine alte Legende zurück: Als Martin zum Bischof gewählt werden sollte, versteckte er sich bescheiden im Gänsestall. Doch das Geschnatter der Tiere verriet ihn. Seitdem gilt die Martinsgans als festliches Mahl an seinem Gedenktag. Die süßen Weckmänner, Hefeteiggebäck in Menschenform, sind dagegen besonders für Kinder gedacht.
St.-Martins-Umzüge sind heute vor allem Kinder- und Familienfeste, die religiöse und weltliche Elemente verbinden. Sie fördern Gemeinschaftssinn, erinnern an Werte wie Teilen und Nächstenliebe und schaffen mit Laternenlicht und Gesang eine besondere, fast magische Stimmung in den dunklen Novemberabenden.
In vielen Städten sind die Umzüge zudem wichtige kulturelle Ereignisse, bei denen Vereine, Schulen, Kindergärten und Musikgruppen zusammenwirken. Sie sind Teil des immateriellen Kulturerbes, das Traditionen lebendig hält und Generationen verbindet.