Ein denkmalgeschütztes Gebäude mitten in der Stadt erinnert an eine Zeit, in der Reisende noch mit Pferdekutschen unterwegs waren.
Direkt am Berliner Platz, im Herzen von Langenfeld, steht ein Gebäude, das mehr als 230 Jahre Stadtgeschichte in sich trägt: das Haus Wagner. Um das Jahr 1790 erbaut, gehört es zu den ältesten Häusern der Stadt – und hat im Laufe der Zeit viele Rollen gespielt: Gasthaus, Poststation, Rathaus und heute ein Restaurant.
Ab dem Jahr 1793 wurde das Gebäude zu einem wichtigen Ort für Reisende und die Postillione der „Hochfürstlich Thurn und Taxis’schen Posthalterei“. Damals lag es an der Kreuzung bedeutender Handelswege. Wer unterwegs war zwischen Köln, Düsseldorf, Solingen oder Hitdorf, machte hier Halt.
Oft wird angenommen, dass die zweite Langenfelder Poststation im Haus Wagner war – das stimmt aber nicht ganz. Die eigentliche Poststation befand sich im Haus gegenüber, das an der Wetterfahne mit einem Postreiter zu erkennen war. Doch das Haus Wagner war die Unterkunft für die Postreiter, und es diente ihnen und den Reisenden als Gasthof und Raststation – mehr als 100 Jahre lang.
Der Betrieb war enorm: Bis zu 24 Postillione arbeiteten hier, betreuten Pferdegespanne mit vier gleichfarbigen Tieren, hielten in den Stallungen bis zu 90 Pferde bereit und hatten 12 Kutschen, sogenannte „Chaisen“, in den Remisen stehen. Zwei der ersten Gastwirte waren Hermann Braches und sein Schwager Johann Peter Lungstraß, der später sogar kaiserlicher Reichsposthalter und Bürgermeister wurde.
Doch das Haus diente nicht nur dem Reisewesen. Ab 1806 bis 1885 war es Rathaus – zunächst für die Gemeinde Richrath, später für die größere Gemeinde Richrath-Monheim. In dieser Zeit wurden hier viele wichtige Entscheidungen getroffen. Besonders bekannt ist Bürgermeister Johann Hubert Rosellen, der die Verwaltung von 1821 bis 1849 leitete.
Mit der Zeit änderte sich vieles. Ab 1845 verdrängte die Eisenbahn nach und nach den Postverkehr mit Pferdekutschen. Die Poststation wurde geschlossen – und auch das Haus Wagner verlor seine Bedeutung als Zentrum für Reisende.
Heute ist das historische Gebäude wieder ein Ort der Begegnung – diesmal nicht für Postreiter, sondern für Genießer. Im Inneren befindet sich ein Restaurant, das den alten Charme bewahrt und neues Leben in das denkmalgeschützte Haus bringt.
Wer am Berliner Platz vorbeigeht, sollte einen Moment innehalten: Denn das Haus Wagner erzählt nicht nur von Langenfelds Vergangenheit – es ist ein Stück lebendige Stadtgeschichte.